Best Practices

Künstliche Intelligenz in der Kanzlei -
Das sagen die Experten zu Möglichkeiten und Herausforderungen

Künstliche Intelligenz in der Kanzlei – Erkenntnisse aus einem KI-Experiment

KI löst komplexe Examensklausur im Zivilrecht besser als 85% der Jura-Studenten

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist dabei, die juristische Arbeitswelt zu verändern. Auch in Anwaltskanzleien mehren sich die Beispiele, wie KI-gestützte Systeme bei der Lösung komplexer Aufgaben helfen können. Gleichzeitig gibt es Unsicherheiten: Wie verlässlich und “intelligent” ist KI wirklich in juristischen Fragen? Dieser Text gibt einen Überblick über Potenziale und Grenzen von KI in Kanzleien. 

Grundlage sind Erkenntnisse aus zwei Experteninterviews des Juristen Chan-Jo Jun mit zwei Kolleginnen aus seiner Kanzlei JUN Legal GmbH - Dr. Jessica Flint und Dr. Sophie Garling, die ihre aktuellen Erfahrungen mit KI im juristischen Bereich teilen. Diese basieren u.a. auf durchgeführten Tests unterschiedlicher aktueller KI-Modelle. Als Aufgabe wurde ihnen die Lösung einer komplexen Examensklausur im Zivilrecht abverlangt.

KI löst juristische Prüfungsaufgaben
– was heute schon geht

Ein aktuelles Experiment zeigte eindrucksvoll, wozu moderne KI in der Lage ist: Ein fortgeschrittenes Sprachmodell („Gemini 2.5 Pro Experimental“) konnte eine komplexe Examensklausur im Zivilrecht mit 8–9 Punkten (also im befriedigenden Bereich) bestehen. 

Selbst GPT-4 (ChatGPT 4.1) erzielte in diesem Testlauf noch ein „ausreichend“ und lieferte eine Lösung, die etwa dem entsprach, was viele menschliche Kandidaten abgeben würden. 

Die Fachleute waren überrascht, dass eine KI bereits eine so anspruchsvolle juristische Prüfungsaufgabe bewältigen kann. Bisher ging man schließlich davon aus, dass juristische Falllösungen ein hohes Maß an menschlichem Verständnis, Erfahrung und Intuition erfordern. 

Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass KI-Systeme mit dem richtigen Ansatz komplexe juristische Probleme strukturiert lösen können.

Gutachtenstil aus der Maschine:
Schwerpunktsetzung und Subsumtion

Entscheidend für den Erfolg war, wie die KI an die Aufgabe herangeführt wurde. In dem Experiment gaben die Forschenden der KI einen detaillierten Prompt, der sie u.a. anleitete, wie ein Jurist im Gutachtenstil zu arbeiten. 

Das Modell sollte die Lösung also als ausformuliertes Gutachten aufbauen: alle relevanten Anspruchsvoraussetzungen systematisch prüfen, die wichtigen Schwerpunkte erkennen und ausführlich behandeln, weniger zentrale Punkte nur kurz halten. 

Tatsächlich war die KI in der Lage, eine rund 14 Seiten lange Klausurlösung mit plausibler Struktur und sinnvollen Schwerpunktsetzungen zu produzieren. Sie subsumierte – d.h. sie ordnete die im Fall gegebenen Tatsachen den gesetzlichen Voraussetzungen zu – im Prinzip wie ein menschlicher Bearbeiter. 

Sogar typische Formulierungen wie Obersätze („Wer will was von wem woraus und warum?“) wurden beachtet, was der Lösung einen authentischen Prüfungsstil verlieh. 

Dieses strukturierte Vorgehen erleichtert auch die Qualitätskontrolle: Ein durchkomponierter Gutachtentext zeigt sofort, ob irgendwo ein Gedankenschritt fehlt oder ein logischer Bruch vorliegt. Die KI-Lösung konnte also nachvollziehbar machen, wie sie zu ihren Ergebnissen gelangt ist – ein wichtiger Aspekt, um Vertrauen in KI-Ausarbeitungen zu schaffen.

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Wenn KI an Grenzen stößt:
Logikfehler und fehlende Intuition

So beeindruckend die KI-Leistung auch ist, es zeigen sich klare Grenzen. Dr. Jessica Flint beobachtete zum Beispiel, dass die Modelle Mühe hatten, wirklich konsistent im sauberen Gutachtensstil zu bleiben. Mitten im Text wurden von der KI plötzlich Stichworte und Plus/Minus-Aufzählungen eingefügt – für menschliche Korrektor:innen in Examensklausuren Todsünden, die auf mangelnde Sorgfalt hindeuten. Solche Ausrutscher zeigen, dass die KI zwar formal dem Prüfungsstil folgen kann, aber kein echtes Verständnis dafür besitzt, warum diese strikte Form wichtig ist.

Auch inhaltlich können KI-Antworten mitunter fehlerhafte Argumentationen enthalten. Die KI kommt zwar oft zu plausiblen Ergebnissen, aber der gedankliche Weg dorthin ist nicht immer stringent. Dr. Sophie Garling weist darauf hin, dass eine KI-Lösung zum gleichen Ergebnis wie ein Mensch gelangen kann, dabei jedoch ungewohnte Schwerpunkte setzt. Mit anderen Worten: Die Begründung der KI kann Lücken oder Ungereimtheiten aufweisen, die auf den ersten Blick nicht offensichtlich sind. Hier zeigt sich, dass dem Modell das tiefere juristische Verständnis fehlt, um zwischen gleichwertigen Lösungswegen sicher zu unterscheiden.

Ein weiterer limitierender Faktor ist die fehlende juristische Intuition. KI-Systeme arbeiten letztlich statistisch – sie berechnen Wort für Wort die wahrscheinlichste Fortsetzung – und haben kein Bauchgefühl oder echtes Rechtsbewusstsein. Dr. Sophie Garling betont, dass aktuelle Modelle wie „Gemini“ Jura nicht wirklich verstehen und auch nicht „richtig denken“ im humanen Sinne. Dr. Flint erinnert daran, dass man traditionell annahm, juristische Problemlösung verlange menschliches Gespür, Erfahrung und Verständnis – Qualitäten, die einer Maschine fehlen. Trotz aller beeindruckenden Leistungen bleibt KI also ein Werkzeug ohne eigenes rechtliches Urteilsvermögen.

Mit dem richtigen Prompt zum besseren Ergebnis

Die Erfahrungen aus den Interviews verdeutlichen, dass der Schlüssel zu verlässlichen KI-Ergebnissen im Prompt Engineering liegt – also in der Kunst, der KI die Aufgabenstellung optimal zu erklären. Ein naiver Ansatz (“Hier ist der Sachverhalt – löse die Klausur!”) führt nicht zum Ziel. Ohne präzise Anleitung und Kontextwissen liefert das System keine brauchbare Examenslösung. 

Stattdessen muss der Prompt wichtige Hinweise enthalten: etwa welche juristische Rolle die KI einnehmen soll (z.B. „Du bist Examenskandidat“), welcher Stil erwartet wird und worauf besonders zu achten ist. Man benötigt dafür zumindest ein gewisses juristisches Methodenwissen – entweder bringt man es selbst mit oder man „borgt“ es sich, indem man einen von Jurist:innen ausgearbeiteten Prompt verwendet. 

Mit anderen Worten: Volljurist muss man nicht zwingend sein, um KI zu nutzen, aber ohne juristisch fundierte Anweisungen schöpft die KI ihr Potenzial nicht aus.

Prompt-Engineering hat sich damit als neue Schlüsselqualifikation herauskristallisiert. Es hat sich gezeigt, dass es keineswegs trivial ist, den perfekten Prompt zu finden – in dem erwähnten Forschungsprojekt tüftelten Expert:innen sehr lange an der optimalen Eingabemethodik. 

Ein erfolgreicher Ansatz ist dabei, der KI einen klaren Denkpfad vorzugeben. So kann man im Prompt einen Chain-of-Thought-Prozess simulieren, indem man Schritt für Schritt Anleitung gibt: zuerst die Anspruchsgrundlagen identifizieren, dann jeden Tatbestand prüfen, anschließend die Ergebnisse zusammenführen usw. 

Tatsächlich glich der entwickelte Prompt einer Sammlung von Wenn-Dann-Regeln: z.B. „Wenn du ein Jurist bist, würdest du Folgendes tun…“ oder „Als Examenskandidat hältst du den Gutachtenstil ein…“. Durch diese strukturierte Führung konnte die KI logischer und nachvollziehbarer argumentieren.

Neben dem Prompt selbst spielt auch das Training des KI-Modells eine Rolle. Große Sprachmodelle (LLMs) wie GPT-4 sind auf riesigen Textmengen vortrainiert; ob darunter spezifisch juristische Daten waren und in welcher Tiefe, ist allerdings oft nicht transparent. Im Fall von „Gemini“ ist z.B. unklar, ob es zusätzlich mit juristischen Texten oder Entscheidungen trainiert wurde. 

Fest steht: Je mehr qualitativ hochwertige juristische Informationen ein Modell in seinem Training oder via vorgeschaltete Wissensdatenbanken (Stichwort Retrieval Augmented Generation - RAG) erhält, desto besser kann es auf juristische Fragen reagieren. Künftig dürften spezialisierte Legal LLMs und hybrider Ansatz (Kombination von KI mit regelbasierten Expertensystemen) an Bedeutung gewinnen, um noch präzisere und verlässlichere Ergebnisse zu erzielen.

KI als Assistent in der Kanzlei
– Entlastung im Alltag

Abseits von Examensklausuren stellt sich die Frage: Wie können solche KI-Fähigkeiten praktisch in Kanzleien helfen? Tatsächlich bieten KI-Systeme gerade bei zeitaufwändigen Routineaufgaben enorme Entlastungsmöglichkeiten. Einige zentrale Anwendungsbereiche sind:

  • Recherche: KI-Agenten wie AIMAX® können umfangreiche juristische Datenbestände durchsuchen und relevante Informationen in Sekunden liefern. Mühsame Recherchearbeit – etwa Urteile zu einem bestimmten Problem herauszusuchen – lässt sich so automatisieren. Durch geschickte Kombination mit Datenbanken kann die KI sogar Fakten aus langen Dokumenten extrahieren und übersichtlich aufbereiten.
  • Dokumentenanalyse und Vorstrukturierung: Intelligente Systeme sind in der Lage, Verträge, Schriftsätze oder Aktenberge zu analysieren. Sie filtern wichtige Hinweise aus den Dokumenten heraus und erkennen Zusammenhänge. Anwält:innen erhalten so eine Vorstrukturierung komplexer Sachverhalte – z.B. eine Liste der strittigen Punkte oder eine Zusammenfassung der Kerndetails eines Falls. Dies erleichtert die weitere Bearbeitung erheblich.
  • Entwurf von Schriftsätzen: Generative KI wie der KI-Agent AIMAX® kann erste Schriftsatzentwürfe formulieren – seien es Vertragsklauseln, Klageschriften oder Gutachten. In Sekundenschnelle erstellt das System Texte, die als Grundlage dienen können, und Anwält:innen sparen so viel Zeit bei der Erstellung von Dokumenten. Natürlich muss ein menschlicher Jurist den Entwurf prüfen und verfeinern, aber der Großteil der Routineformulierung kann die KI übernehmen.
  • Argumentationshilfe: KI-Systeme können helfen, pro und contra Argumente zu einem juristischen Problem zusammenzutragen. Beispielsweise lässt sich eine KI bitten, die relevante Rechtsprechung oder Literatur zu einer Streitfrage zu sichten und die wichtigsten Argumentationslinien zusammenzufassen. So erhält man Input für die eigene Argumentation oder kann überprüfen, ob man einen Aspekt übersehen hat.
  • Automatisierung repetitiver Aufgaben: In Kanzleien fallen viele wiederkehrende Routinetätigkeiten an. Ob beim Ausfüllen standardisierter Formulare, Prüfen von immer gleichen Vertragsklauseln oder bei der Eingangsprüfung von neuen Fällen – KI und Robotic Process Automation (RPA) kann solche repetitiven Aufgaben zuverlässig und schnell erledigen. Sie reduziert Fehler (etwa durch Ermüdung bei monotoner Arbeit) und verschafft den Anwält:innen Freiräume für anspruchsvollere Tätigkeiten.

All diese Einsatzfelder laufen darauf hinaus, dass KI- und RPA-Systeme wie bspw. EMMA qualitativ unterstützen und Kapazitäten freisetzen. Routinearbeiten, die sonst Stunden dauern, erledigt die KI in Sekunden oder Minuten. Komplexe Analysen, für die man früher Akten wälzen musste, werden auf Knopfdruck vorbereitet. Die gewonnene Zeit können Jurist:innen in Strategie, Mandantenpflege oder kreative Rechtsfindung investieren.

Henryk Liebezeit

"Die Möglichkeiten zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Kanzlei-Alltag sind vielfältig.

Bei Fragen - bspw. zur Auswahl des Systems oder deren Implementierung in Ihre Prozesse - stehe ich Ihnen gern zum persönlichen Austausch zur Verfügung."

Henryk Liebezeit
Geschäftsführer Projektmanagement & Development
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Effizienzsteigerung ohne Verlust der Urteilsfähigkeit

Wichtig ist jedoch: KI ersetzt nicht die menschliche Urteils- und Entscheidungsfähigkeit. Die besten Ergebnisse entstehen, wenn Mensch und Maschine zusammenarbeiten. Generative KI kann den menschlichen Anwalt nicht ersetzen, aber sie kann – korrekt eingesetzt – eine wichtige Rolle spielen. Ihr Output muss stets von einem Juristen geprüft werden, bevor er in Schriftsätzen oder Mandantenberatung verwendet wird. 

Solange man KI-Ergebnisse nicht unbesehen übernimmt, sondern einer kritischen Würdigung unterzieht, kann die Technik als „zweiter Paar Augen“ oder interner Partner dienen.

In der Praxis bedeutet das: Die KI entwirft und recherchiert, der Mensch validiert und entscheidet. Fehlerhafte Vorschläge der KI müssen erkannt und korrigiert werden – letztlich bleibt die Verantwortung voll bei den Anwält:innen

Wird dies beherzigt, dann bieten KI-Werkzeuge einen enormen Effizienz- und Qualitätsgewinn. Sie ermöglichen es, Vorgänge schneller abzuwickeln, Fristen besser einzuhalten und dennoch gründlich zu arbeiten. 

Gerade für vielbeschäftigte Kanzleien kann eine geprüfte KI-Unterstützung zu einem neuen Niveau an Produktivität führen. Der Kern juristischer Arbeit – das Denken und Bewerten – bleibt aber menschliche Domäne.

Intelligente Agentensysteme für Kanzleien
– AIMAX® als Beispiel

Um die Vorteile der KI in der Praxis voll auszuschöpfen, braucht es geeignete Tools. Neben allgemeinen Diensten wie ChatGPT entstehen spezielle KI-Agenten-Systeme, für juristische Anwendungen trainiert werden können. AIMAX® ist ein solches Beispiel: eine spezialisierte KI-Plattform, die als intelligentes Agentensystem die Workflows in Kanzleien unterstützt. 

AIMAX® kann in bestehende Kanzlei-Prozesse integriert werden und dort vielfältige KI-Funktionen bereitstellen – von der Rechercheassistenz bis zur automatisierten Dokumentenerstellung. Durch die Kombination mehrerer KI-Modelle und den Einbezug unternehmensinternen Wissens arbeitet AIMAX® kontextbezogen und datenschutzkonform direkt im Arbeitsalltag der Jurist:innen. 

Ergänzend dazu kann sich AIMAX® zudem der Kognitiven KI EMMA - einer aus Deutschland stammenden RPA-Lösung - bedienen und so in jeden beliebigen Prozess eingebunden werden, um diesen zu automatisieren bzw. von den Vorteilen künstlicher Intelligenz profitieren zu lassen.

Lösungen wie diese zeigen, dass KI praktisch nutzbar gemacht werden kann, ohne dass Anwält:innen ihre bewährten Abläufe komplett ändern müssen. Die Technik passt sich dem juristischen Workflow an und nicht umgekehrt.

Die Experten-Interviews

Fazit

KI-Systeme bieten Kanzleien heute schon erhebliche Chancen, effizienter und effektiver zu arbeiten. Auch wenn das erfolgreiche Lösen juristischer Prüfungsaufgaben mehr dem Erkenntnisgewinn als einer Effizienzsteigerung im Tagesgeschäft dient – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. 

Wichtig ist ein bewusster Umgang mit den Grenzen der KI: Sie ist eine mächtige Assistenz, aber kein Ersatz für menschliche juristische Expertise. Kanzleien, die diese Balance finden und geeignete KI-Werkzeuge wie AIMAX® und die Kognitive KI EMMA RPA sinnvoll einbinden, können ihre Dienstleistungen qualitativ verbessern und sich Wettbewerbsvorteile sichern – ohne auf die unverzichtbare menschliche Urteilskraft zu verzichten.

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